Gedanken zum Thema "Freier Wille"

Seit einiger Zeit verfolge ich mit Interesse in unserer Blog-Welt eine sehr interessante und intensive, bisher fast ausschliesslich männlich geführte Diskussion über den freien Willen, bei der ich aus diesen oder jenen Gründen nicht weiter mitkommentieren möchte. Doch nun bin ich angeregt, selbst über dieses Thema nachzusinnen, und selbst neugierig, was dabei herauskommt.
Als Frau nähere ich mich diesem Thema eher gefühlsmässig, obwohl ich nicht weiss, ob das jetzt typisch ist.
Ich persönlich für mich glaube schon, daß so etwas wie ein freier Wille existiert, aber ich finde den Begriff selbst etwas unglücklich gewählt, ich würde es eher als "Möglichkeit der freien Entscheidung" bezeichnen. Wenn ein Mensch mit ALLEN Konsequenzen (auch den unbequemen und unangenehmen)begreift, daß er immer die Wahl hat, daß er durch EIGENE Entscheidungen seinem Leben Richtung und Farbe gibt, kann er sich von dem hilflosen Gefühl, eine fremdbestimmte Marionette zu sein, abkoppeln. Ich weiss, daß dies eine grosse Ehrlichkeit vor allem sich selbst gegenüber erfordert, und eine grosse Liebe für sich selbst auch. Die liebevolle Annahme seiner ganz eigenen persönlichen Geschichte, das Bewusstsein der eigenen Einmaligkeit, nicht in Wettbewerb gestellt mit all den anderen, einmaligen Geschichten, sondern eingereiht in deren Vielfalt; man hat, finde ich, schon die Wahl, eine Hölle oder ein Paradies aus seinem Leben zu machen, selbst in sehr schwierigen, schmerzhaften Situationen, die von aussen zu kommen scheinen.
Ich zum Beispiel habe im Moment durchaus das Gefühl, mich, im Rahmen der mir gegebenen Bedingungen, und auch darüber hinaus, frei entscheiden zu können. Ich kann bitter, unglücklich und hoffnungslos sein, oder ich kann versuchen, das Beste aus meiner Situation zu machen. Ich kann mich gegen die Schmerzen wehren, oder ich kann durch sie lernen. Ich kann anderen Leuten das Leben zur Hölle machen, oder ihnen Liebe schenken. Ich kann den ganzen Tag jammern, oder ich kann irgendjemandem eine Freude machen. Ich kann niemandem anderen sagen, was er tun soll, aber ich kann einfach gut zu mir selber sein.
Ich denke oft, mein Leben könnte viel, viel kürzer sein, als ich ahne, und es erscheint mir für mich immer mehr verschwendete Zeit, mich über andere Menschen aufzuregen. Ich habe mich dafür entschieden, es nicht zu tun, vielleicht auch nur aus dem eitlen Wunsch, in guter Erinnerung zu bleiben, wenn ich gehen muss.
Der freie Wille, den ich immer in mir spürte, mein Eigensinn, hat mich in meinem Leben zu vielen wunderbaren Orten geführt, zu vielen Überraschungen, zu bereichernden Erfahrungen, zu bewundernswerten Menschen. Die Zwänge und Beschränkungen in meinem Leben sehe ich als Lernaufgabe, als Herausforderung, als Wachstumschancen, für die ich dankbar bin, ebenso wie für all die phantastischen Möglichkeiten, die mir mein Leben immer wieder angeboten hat. Es ist meine Entscheidung, dankbar dafür zu sein, und mich im Gegenzug immer zu bemühen, mein Bestes zu geben.
Der freie Wille ist für mich wie ein Muskel, den ich trainieren kann, ein manchmal schmerzhaftes, aber lohnendes Training.
Das Trainingsprogramm kann ich vielleicht nicht frei wählen, da hab ich, wie wohl jeder, meine Vorgaben, die zu akzeptieren für mich der vielleicht schwierigste Schritt war.
Irgendwann sind bei mir die Kerzen umgestellt worden, es ist noch gar nicht so lange her, und seitdem ist das Leben wirklich lebenswert geworden, trotz und gerade im Bewusstsein aller Misstände und Entsetzlichkeiten in unserer Welt.
Meine eigene, kleine, im Grossen sicher unbedeutend wirkende, freie Entscheidung ist, mein Leben mit allem was darin ist, anzunehmen und zu lieben, und diese Liebe weiterzugeben. Ich fühle mich nicht machtlos, sondern reich und beschenkt.

Ich möchte noch mal betonen, daß dies nur meine eigene Sichtweise ist, und ich jedwelcher anderen Sichtweise Respekt zolle!
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Rössle - 2018/05/31 19:35
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