Der Weihnachtsknoten
scheint sich bei mir vorhin ganz plötzlich gelöst zu haben.
Ich war ja heute den ganzen Tag allein, und hatte mich auch ganz bewusst nicht bemüht, mich irgendwo mit "einklinken" zu können.
Ich hasse so etwas, und bin eigentlich lieber alleine, bevor ich mich irgendwo aufdränge, nur um nicht allein sein zu müssen. Ist einfach nicht meine Art.
So saß ich heute, nachdem ich die Wohnung und mich selbst poliert hatte, alleine mit meinem Hund bei Kerzenlicht, und fühlte mich ausgesprochen mulmig, wissend, daß fast überall auf der Welt die Menschen zusammensitzen, und den Heiligen Abend begehen. Gleichzeitig schalt ich mich dafür, für diesen doofen Automatismus, der da in mir wirkt, obwohl ich doch selbst eigentlich gar kein Weihnachtsgefühl haben wollte.
Das Haus unter mir tobte vor sizilianischer Verwandtschaft, die eigens angereist war, und meine Vermieterin sagte, ich solle nicht kochen, sie bringt mir später was hoch, so zwischen 6 und 7.
Ich überreichte ihr einen schönen Weihnachtsteller mit 4 Engelskerzen und 8 verschiedenen Schokoladenstangen und sie schenkte mir ein Duschgel, mit einem dieser Engelchen drauf, die so gelangweilt, auf einem Arm aufgestützt, nach links oben blicken, als würden sie schon seit Jahrhunderten dem lieben Gott unter die weisse Kutte gucken, und immer noch nichts Interessantes entdeckt haben.
So sass ich also mulmig auf dem Sofa, eventuelle Spatziergänge wurden durch sintflutartige Regenfälle vereitelt, die auch noch den letzten Rest weihnachtlichen Schneematsches fortspülten.
Ab 6 bekam ich dann langsam Hunger, eigentlich hätte ich mir selbst was Leckeres kochen wollen, was mich ja auch eine Weile prima beschäftigt hätte, aber ich sollte ja was bekommen, also teilte ich Clementinen mit Brasky und lauschte auf den Tumult im Treppenhaus. Ich war dann gegen 7.30h soweit unterzuckert, daß ich mir ein Griessbreilein kochen wollte, als der Sohn des Hauses mit einem Plastikteller voller labbriger Spätzle mit einem Teelöffel Sosse und fetten Fleisch vorbeikam, welches ich hungrig in mich reinschlang, und einen grossen Teil an meinen Hund abgab. Das war also mein Weihnachtsessen. Langsam wurde aus dem mulmigen Gefühl so etwas wie Frust.
Ich starrte in die Glotze, wobei mir schon bei irgendeiner blöden Weihnachtswerbung die Tränen in die Augen traten, und ich wollte mich schon wieder echt dafür hassen, und mich eine sentimentale Kuh schimpfen, als mir die Abschiedsworte meiner Therapeutin einfielen, die lauteten: Wenn Du traurig bist, lass es einfach zu. Punkt.
Und weil mir nach dem ganzen frustrierenden Krampf und Kampf an diesem Abend nicht Besseres mehr einfiel, liess ich es einfach zu. Daß ich traurig bin. Daß ich von meiner Familie getrennt bin. Daß ich keinen Freund habe, und seit 1 Jahr ungeküsst bin. Daß ich so grosses Heimweh nach der Insel habe. Daß ich Fieber und Schmerzen habe, und, und , und....!
Und für ein paar Minuten war es richtig schrecklich und fast unerträglich, und ich glaube, einsamer und schrecklicher könnte sich kein Mensch auf dieser Welt fühlen, und ich tat mir richtig schrecklich leid, und der Hund guckte schon wieder ganz alamiert weil ich jämmerlich schniefte, und - auf einmal fühlte ich mich ganz weich, und irgendwie sanft, und so, als wäre gerade eine Mauer einfach umgekippt.
Ich, die ich seit Jahren immer wieder erfolgreich vor meinen Gefühlen davonlaufe, vor allem vor meiner Traurigkeit, merkte auf einmal, daß richtig traurig sein auch bedeutet, daß man lieb zu sich selber ist, weil man sich in dem Moment einfach so akzeptieren kann, wie man ist, nämlich eben traurig.
Und als ich das begriffen hatte, löste sich einfach etwas in mir, und ich stand auf, spülte das Geschirr weg und topfte meinen Jiaogulan um, weil ich fand, daß er nicht genug Luft bekommt.
Dann checkte ich meine Mails, und sah, daß ich eine erhoffte, aber nicht erwartete, freundliche Anwort auf eine Mail von mir bekommen hatte, die mir sehr viel bedeutet. Und dann kam noch eine unerwartete SMS von einer sehr lieben Freundin, von der ich lange nichts gehört hatte, an die ich aber in den letzten Tagen oft gedacht hatte, und nun sitze ich hier und schreibe einen langen Beitrag, der mir Spass gemacht hat, ihn zu schreiben, obwohl doch mein Kopf vorhin noch total leer und dumpf, und komplett ummauert war, und ich mich wie ein kalter, toter Stein gefühlt habe. Und freue mich jetzt auf mein gemütliches Bett mit einem guten Buch.
Schon seltsam, wie das Leben manchmal so spielt.
Im Nachhinein muss ich echt lachen über das grässliche Essen, und über mich selbst, und über den Krampf, den ich mir selber gemacht habe.
Das war auf jeden Fall ein denkwürdiger Weinachtsabend, wie ich ihn noch nie erlebt habe und für mich ein kleines Wunder!
Schlaft gut, Ihr alle, und ich hoffe wirklich ernsthaft, daß Ihr besser gegessen habt, als ich!
;-)
Ich war ja heute den ganzen Tag allein, und hatte mich auch ganz bewusst nicht bemüht, mich irgendwo mit "einklinken" zu können.
Ich hasse so etwas, und bin eigentlich lieber alleine, bevor ich mich irgendwo aufdränge, nur um nicht allein sein zu müssen. Ist einfach nicht meine Art.
So saß ich heute, nachdem ich die Wohnung und mich selbst poliert hatte, alleine mit meinem Hund bei Kerzenlicht, und fühlte mich ausgesprochen mulmig, wissend, daß fast überall auf der Welt die Menschen zusammensitzen, und den Heiligen Abend begehen. Gleichzeitig schalt ich mich dafür, für diesen doofen Automatismus, der da in mir wirkt, obwohl ich doch selbst eigentlich gar kein Weihnachtsgefühl haben wollte.
Das Haus unter mir tobte vor sizilianischer Verwandtschaft, die eigens angereist war, und meine Vermieterin sagte, ich solle nicht kochen, sie bringt mir später was hoch, so zwischen 6 und 7.
Ich überreichte ihr einen schönen Weihnachtsteller mit 4 Engelskerzen und 8 verschiedenen Schokoladenstangen und sie schenkte mir ein Duschgel, mit einem dieser Engelchen drauf, die so gelangweilt, auf einem Arm aufgestützt, nach links oben blicken, als würden sie schon seit Jahrhunderten dem lieben Gott unter die weisse Kutte gucken, und immer noch nichts Interessantes entdeckt haben.
So sass ich also mulmig auf dem Sofa, eventuelle Spatziergänge wurden durch sintflutartige Regenfälle vereitelt, die auch noch den letzten Rest weihnachtlichen Schneematsches fortspülten.
Ab 6 bekam ich dann langsam Hunger, eigentlich hätte ich mir selbst was Leckeres kochen wollen, was mich ja auch eine Weile prima beschäftigt hätte, aber ich sollte ja was bekommen, also teilte ich Clementinen mit Brasky und lauschte auf den Tumult im Treppenhaus. Ich war dann gegen 7.30h soweit unterzuckert, daß ich mir ein Griessbreilein kochen wollte, als der Sohn des Hauses mit einem Plastikteller voller labbriger Spätzle mit einem Teelöffel Sosse und fetten Fleisch vorbeikam, welches ich hungrig in mich reinschlang, und einen grossen Teil an meinen Hund abgab. Das war also mein Weihnachtsessen. Langsam wurde aus dem mulmigen Gefühl so etwas wie Frust.
Ich starrte in die Glotze, wobei mir schon bei irgendeiner blöden Weihnachtswerbung die Tränen in die Augen traten, und ich wollte mich schon wieder echt dafür hassen, und mich eine sentimentale Kuh schimpfen, als mir die Abschiedsworte meiner Therapeutin einfielen, die lauteten: Wenn Du traurig bist, lass es einfach zu. Punkt.
Und weil mir nach dem ganzen frustrierenden Krampf und Kampf an diesem Abend nicht Besseres mehr einfiel, liess ich es einfach zu. Daß ich traurig bin. Daß ich von meiner Familie getrennt bin. Daß ich keinen Freund habe, und seit 1 Jahr ungeküsst bin. Daß ich so grosses Heimweh nach der Insel habe. Daß ich Fieber und Schmerzen habe, und, und , und....!
Und für ein paar Minuten war es richtig schrecklich und fast unerträglich, und ich glaube, einsamer und schrecklicher könnte sich kein Mensch auf dieser Welt fühlen, und ich tat mir richtig schrecklich leid, und der Hund guckte schon wieder ganz alamiert weil ich jämmerlich schniefte, und - auf einmal fühlte ich mich ganz weich, und irgendwie sanft, und so, als wäre gerade eine Mauer einfach umgekippt.
Ich, die ich seit Jahren immer wieder erfolgreich vor meinen Gefühlen davonlaufe, vor allem vor meiner Traurigkeit, merkte auf einmal, daß richtig traurig sein auch bedeutet, daß man lieb zu sich selber ist, weil man sich in dem Moment einfach so akzeptieren kann, wie man ist, nämlich eben traurig.
Und als ich das begriffen hatte, löste sich einfach etwas in mir, und ich stand auf, spülte das Geschirr weg und topfte meinen Jiaogulan um, weil ich fand, daß er nicht genug Luft bekommt.
Dann checkte ich meine Mails, und sah, daß ich eine erhoffte, aber nicht erwartete, freundliche Anwort auf eine Mail von mir bekommen hatte, die mir sehr viel bedeutet. Und dann kam noch eine unerwartete SMS von einer sehr lieben Freundin, von der ich lange nichts gehört hatte, an die ich aber in den letzten Tagen oft gedacht hatte, und nun sitze ich hier und schreibe einen langen Beitrag, der mir Spass gemacht hat, ihn zu schreiben, obwohl doch mein Kopf vorhin noch total leer und dumpf, und komplett ummauert war, und ich mich wie ein kalter, toter Stein gefühlt habe. Und freue mich jetzt auf mein gemütliches Bett mit einem guten Buch.
Schon seltsam, wie das Leben manchmal so spielt.
Im Nachhinein muss ich echt lachen über das grässliche Essen, und über mich selbst, und über den Krampf, den ich mir selber gemacht habe.
Das war auf jeden Fall ein denkwürdiger Weinachtsabend, wie ich ihn noch nie erlebt habe und für mich ein kleines Wunder!
Schlaft gut, Ihr alle, und ich hoffe wirklich ernsthaft, daß Ihr besser gegessen habt, als ich!
;-)
momoseven - 2009/12/25 00:20
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