Mittwoch, 5. Mai 2010

Stolpersteine

In der Druckerei haben wir in den letzten Tagen Heftchen hergestellt, welche die Auflistung der Gedenkstellen bezüglich des 2. Weltkrieges und der Verfolgung der Menschen jüdischen Glaubens in meiner Stadt zum Inhalt haben. Da bin ich wieder über die Stolpersteine gestolpert, die mir erst vor kurzem auch schon einmal beim Stadtbesuch auffielen.
Als ich mir das genauer anschaute, musste ich weinen.
Was für Schicksale!
So viele!
Auch wenn es mittlerweile immer weniger Holocaust-Überlebende gibt, die sich erinnern können/müssen, ich finde es gut, daß diese schrecklichen Erlebnisse, die Menschen machen mussten, nicht ins Vergessen sinken. Selbst kann man sich das heute hier kaum noch vorstellen, doch wenn man darüber unterrichtet wird, oder sich damit auseinandersetzt, kann man ein gewisses Mitgefühl aufbauen, und ich finde das sehr wichtig heutzutage.
Wir hier in Europa leiden "relativ" wenig, während Menschen in den Überseeländern wirklich hungern, darben, leiden, dahinsiechen etc.
Ein Minimum an Sensibilität für das, was einem in nicht allzu ferner, weil letztlich doch immer ungewisser Zukunft ohne weiteres genauso geschehen kann, hilft, nicht komplett in Entsetzen zu versinken, sollte wirklich mal etwas schiefgehen im Leben. Es sind nicht immer nur die Anderen....

Nachdenkliche Grüsse!
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murmel (Gast) - 2010/05/05 19:26

Eine meiner Klassen hat vor Kurzem auch aktiv an solch einer Aktion teil genommen. Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit haben in dieser Zeit spürbar zugenommen. Besonders beeindruckt haben Gespräche mit Zeitzeugen und deren Kinder. Sehr wichtig für die jungen Erzieherinnen, die gerade auf dem Weg ins Erwachsenenleben sind.

momoseven - 2010/05/05 22:44

Gut so!

Gerade am Beispiel Fall der hier auf deutschem Boden stattgefundenen Judenverfolgung finde ich es wichtig, es den jüngeren Menschen vor Augen zu führen. Das ist nichts, was auf der anderen Seite der Erdkugel geschieht, wo Rassenverfolgung und Völkermord tagtäglich auch heute passieren. Aber es ist zu weit weg, wenn man hier lebt. Wenn man aber in der eigenen, friedlichen Stadt über solch grausame Geschichte stolpert, empfindet man das Grauen wieder näher, und möglicher, realer. Das hat , finde ich, nichts mit am Vergangenem festhalten zu tun, es ist wichtig und notwendig. Je schneller man so etwas vergisst, desto schneller wird es wieder passieren!
Rippchen - 2010/05/05 21:14

In meiner Heimatstadt gibt es auch solche Stolpersteine und zwar vor jedem Haus, in dem eines der Opfer mal gewohnt hat..
Es stimmt einen schon sehr nachdenklich, wenn man all die vielen Steine sieht..
Und das finde ich auch gut, denn diese Schicksale dürfen einfach nicht in Vergessenheit geraten! Viel zu schnell könnte so etwas wieder passieren, ob man das wahr haben will oder nicht!
"Schöne" Idee, die Menschen darüber "stolpern" zu lassen..
Liebe Grüße!

momoseven - 2010/05/05 22:48

Liebe Grüsse auch Dir!

Ich blätterte in dem Katalog, und es wurden immer mehr, und immer mehr, und hinter jedem dieser Stolpersteine steckt ein Leben, so wie wir eines haben, und ein Schicksal, eine schreckliche Geschichte. Und diese Steine zeigen ja nur einen ganz kleinen Bruchteil dieser Millionen Schicksale auf.....
Chutzpe - 2010/05/05 21:48

Obwohl ich kein ausgesprochener Juden-Freund bin, habe ich letztes Jahr im Jüdischen Museum Rotz und Wasser geheult - sehr beeindruckend dort - doch leider sind die Juden prädestiniert für die Arschkarte und mit ihrem Verhalten gegenüber den Palästinänsern verbessern sie ihre Situation nicht wirklich.

momoseven - 2010/05/05 22:54

Hallo, Liebe!

Als ich 16 war oder so, war ich mit der Schule in Auschwitz, und das erste Mal wirklich mit diesem Thema konfrontiert, und ich habe auch nur geweint, die ganze Zeit.
Auch wenn es Tausendfach in der Welt geschieht, in der Vergangenheit geschah, und in der Zukunft geschehen wird, meine Seele wird über solche Taten, die Menschen einander antun, immer weinen müssen, da gibt es für kein Aber, und keinerlei Gründe, die dies rechtfertigen.
Allanna - 2010/05/05 23:02

Auch noch heute

"versteckt" sich die jüdische Gemeinde hier in K. Die Synagoge ist zwar im Krieg bombadiert worden, aber das heutige Haus der jüd. Gemeinde sieht ganz nach normalem Mietshaus aus. Alles, was an der Tür steht ist, glaube ich Jüd. Gemeinde. Weiter lässt nichts darauf schließen, dass dort Gottesdienste abgehalten werden und Menschen ihre Bräuche pflegen.
Ich wohne in der Nachbarschaft und der Rabbiner hat mich einmal herum geführt und einiges erzählt... dazu gehörten leider auch die Erfahrungen mit Antisemitismus aus der Nachbarschaft und einem Handwerker, der einfach nicht für Juden arbeiten wollte. Das im Jahr 2009! Manchmal fasst man sich wirklich an den Kopf, was sich alles so hält und vor allem, warum es so viele Vorurteile geben muss.
momoseven - 2010/05/05 23:05

Hallo, liebe Allanna!

Ich kann es nicht verstehen. So etwas geht nicht in meinen Kopf, und schon gar nicht in mein Herz....!
Grüsse, Dir!!!
:-)
Allanna - 2010/05/05 23:12

Nee, ich kapiers auch nicht

Warum bekämpfen sich zB Religionen?! Es ist schon sehr seltsam mit den Menschen, manchmal. Was ich aber grad noch weniger verstehe, warum solche sadistisch angehauchten Filme wie SAW etc so erfolgreich sind. Warum muss man sich das ansehen? Sadismus ist echt das letzte, natürlcih besonders zur NS-Zeit.
Aber das ist irgendwie kein Thema für diese Uhrzeit, will ja gleich ins Bett ;-) Wünsche Dir eine gute Nacht!
Chutzpe - 2010/05/06 06:38

Ich bin total gegen Religion, doch lassen wir das.

Filme wie Saw liebe ich, denn so ist der Mensch - Moral und Ethik sind aufgezwungene Vorschriften für eine Pseudo-Zivilisation - der Mensch kann nicht gezähmt werden - nur gezwungen - und die Filme haben darum soviel Erfolg, weil dort jeder ausgeführt sieht, was die meisten von ihnen auch tun möchten.

Ob Sadismus das Letzte ist, wage ich zu bezweifeln - Survival of the fittest - auch unter Menschen gilt die gleiche Hackordnung wie überall in der Natur - nur tun wir so pseudo-anständig - und genau darum werde ich die Menschheit nie mögen - ich bin kein netter Mensch und ich lege auch keinen Wert darauf.

BTW: Genozid hat es immer gegeben und wird es immer geben - auch das ist der Lauf der Evolution.

Der Mensch sollte endlich aufhören, sich so wichtig zu nehmen - in der ganzen Geschichte ist er nicht mehr als ein Punkt auf einem i und meint, ausgerechnet er sei erhaltenswert??? Spezies kommen und gehen, Welten und Planeten ebenfalls.
momoseven - 2010/05/06 12:20

Ich grusele mich manchmal gerne, aber Filme, in denen Gewalt und Sadimus offen dargestellt werden, gefallen mir schon nicht mal im Ansatz, es gibt mir einfach nichts.
Was nicht heisst, daß ich so etwas nicht anschauen KANN, wenn ich muss.
ich glaube nicht, daß ich zu den Pseudoanständigen gehöre, aber ich weiss, daß ich ein netter Mensch bin, und das gern.
Ich persönlich finde es ein einzigartiges Gefühl, mich als ein kleines, aber wichtiges, weil in all seiner Winzigkeit doch absolut einzigartiges Teil in einer unermesslichen Vielfalt zu begreifen.
Ich liebe Menschen, und deßhalb tut es mir immer weh, wenn sie sich gegeseitig Böses antun.

:-)
Chutzpe - 2010/05/06 19:38

Weisst du, ich bin froh, auch solche Menschen kennen zu dürfen - sie sind die Hoffnungsschimmer in dieser Dunkelheit.

Ich mag die Menschen wirklich überhaupt nicht - die meisten davon - ich verhalte mich halbwegs zivilisiert, doch einen Mord traue ich mir zu und die, die mich länger kennen, trauen mir den auch zu - ob ich es dann wirklich tun könnte, wenn ich "einfach so" die Gelegenheit hätte, kann ich natürlich nicht 100% sicher sagen - Notwehr wäre dann nochmal ein anderes Thema.
momoseven - 2010/05/06 19:53

Ich jedenfalls freue mich, DICH kennengelernt haben zu dürfen, und wenn alles klappt, dann sehen wir uns in diesem Sommer schon wieder :-)

Ich wäre niemand, der sich nicht wehren würde, würde er angegriffen, und ich bin auch schon mal so provoziert worden, daß ich richtig blindwütig war, aber da bin ich dann hyperventilierend aus dem Zimmer gerannt, weil ich eben NICHT zuschlagen WILL...
Chutzpe - 2010/05/06 20:14

Danke - ich freue mich auch aufs Wiedersehen - so alles gut gehen wird!

Ich schlage dummerweise auch noch gerne zu - wenn ich genug verletzt bin - hyperventilieren tu ich erst, wenn ich mich nicht mehr zu wehren weiss.
Kinkerlitzch3n - 2010/05/06 00:00

Eine sehr schöne Symbolik, um die Erinnerung wachzuhalten!

momoseven - 2010/05/06 12:26

Ja, finde ich auch. Man "stolpert" quasi tatsächlich drüber, es legt sich in den Weg, und es ist auch fest mit der Erde verbunden worden, verankert, in den Ort selbst geschrieben. Und das aktiviert eine Beschäftigung mit dem Thema.
zwocent - 2010/05/06 12:32

Vor meinem Haus gibt es 3 dieser Stolpersteine. Diese Pflastersteine der Erinnerung verfehlen ihre emotionale und memoriale Wirkung nicht.
Ich fürchte nur, dass sie lediglich die Leute ansprechen, die ohnehin sensibel für Menschlichkeit sind. Ignoranten laufen weiterhin drüber weg.
Egal, gut, dass sie da sind.

C. Araxe - 2010/05/06 12:41

„Ignoranten laufen weiterhin drüber weg.” Genau so ist das ja auch (mit-)gedacht. Dadurch werden sie poliert und durch ihren Glanz werden sie auffälliger, so dass sie dadurch doch wieder mehr beachtet werden.
Chutzpe - 2010/05/06 19:38

Sogar ich, die die Menschheit wirklich nicht ausstehen kann - würde nicht darüber hinwegsehen/-laufen.
momoseven - 2010/05/06 19:54

Mir sind sie ja auch aufgefallen, weil sie so schön glänzen...
Chutzpe - 2010/05/06 20:16

Ich lese sowieso immer vieles, was überall angeschrieben steht - letztes Jahr bin ich in Berlin wo langgegangen (ich weiss nur nicht mehr wo), wo auf der Strasse ganz viele Gedenksteine mit Zitaten für irgendwas drauf waren - vielleicht weiss es ein Mitleser...

In der Nähe vom Bunker, den man besichtigen kann, wo noch das alte Tor vom Anhalter Bahnhof steht.

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